Auf gehts, nach Hause! (Teil-2)
Zwischen Horgen und Wädenswil also müssen Enea und ich ohne unseren Flügelmann Oliver auskommen: vor uns stehen 95.7 km Unbekanntes! In Lachen verdunkelt sich der Himmel dramatisch und ab Schübelbach schüttet es wie aus Kübeln. Zum Glück hatten Enea und ich das Dach vor Wochen dreifach imprägniert, was sich nun auszahlt. Und so ganz nebenbei können wir den Scheibenwischer ausprobieren, um unserer Route weiter folgen zu können. Während Christian also noch immer etwas angespannt gegen Reichenburg und Bilten zusteuert, lehnt Enea gemütlich auf dem Hintersitz zurück und geniesst die Aussicht. Menschen winken. Derweil die Abenteuer von «Eragon» in Eneas Kopfhörer erklingen.
Der Regen nimmt stetig zu. Eine Pause wäre vor dem Kerenzerberg – wahrscheinlich so etwas wie einem Meilenstein in der Routenplanung – eingeplant gewesen, das ungemütliche Wetter drängt die Piloten aber unentwegt gegen Osten. Glarus Nord, die Wolken hängen tief. Unwirtlich lugt der Fronalpstock hervor. Seraina, Eneas Mutter und Hund Loulou sind dem Messerschmitt im Begleitfahrzeug verlässlich auf den Fersen. Mollis, jetzt beginnen die Spitzkehren.
Die Steigung nimmt der Karo ohne Probleme. Brünzlihalt in Filzbach an einer Tankstelle. Enea schliesst den Benzinhahn, wenn wir halten, und dreht ihn in Position eins beim Start – seither klappt auch das bestens. Zwischendurch beschlägt die Scheibe und schon passieren wir die St. Galler Grenze. Episch tanzen die Nebelwände um die Churfirsten. Der Walensee grüsst dunkelgrün.
Die neuen Bremstrommeln funktionieren einwandfrei. Abwärts Richtung Walenstadt. Der Scheibenwischer wischt, einmal, zweimal – und fliegt plötzlich davon. Nothalt, Scheibenwischersuche (der noch von zwei SUV’s überfahren wird), Scheibenwischerrettung und Montage.
Der Regen lässt nach, Walenstadt in Sichtweite. Wir juchzen wie wild und grüssen unseren östlichen Kollegen Daniel, Hans und Thomas zu! Langsam nimmt die Anspannung ab, das Fahren wird routinierter. Die Sonne drückt durch. Wir geniessen die Fahrt via Tscherlach, Mels, Sargans, Bad Ragaz nach Landquart. Schon fast zuhause.
Die letzten Meter fühlen sich an wie die Kür nach einem langen Pflichtteil. Dieser Messerschmitt, der 1959 von einer immigrierten Deutschen in Basel gekauft wurde und 3000 Kilometer Einkaufsfahrten zuverlässig erledigt hat, seit 1989 in einer Garage stand und dem ab Januar 2024 von Oliver Meier mit flinker Hand und viel Optimismus neues Leben eingehaucht wurde – dieser Messerschmitt kommt in 7205 Zizers an.
Diese Geschichte, die heute erst so richtig beginnt, ist eine Geschichte eines Jungen, der diese Microcars schon länger für sich entdeckt hat und zufällig auf den Rollermobilclub Schweiz gestossen ist. Es ist eine Geschichte von Menschen und deren Begegnungen. Es ist eine, die gerade erst beginnt. Viva! Und grossen Dank an alle, die das alles möglich gemacht haben.
So startete die Reise…
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